Karl Renner wurde am 14.Dezember 1870 in Unter-Tannowitz (heute Dolni Dunajovice) als 17.Kind von Matthäus und Maria geboren. Trotz einer wirtschaftlich tristen Situation erlebte er eine schöne Kindheit. Ab 1876 besuchte Renner die Volksschule in Unter-Tannowitz und ab 1881 das Gymnasium in Nikolsburg, wo er 1889 mit Auszeichnung maturierte.Im Herbst 1889 rückte er zur Absolvierung des Einjährig-Freiwilligenjahres in Wien im Arsenal ein. Trotz allgemein positiver Beurteilung heißt es in der Beurteilung für ihn: „zur Führung eines selbständigen Postens nicht befähigt“!Im Oktober 1890 begann er sein Studium an der Universität Wien und lernte Louise Stoicsics kennen - im August 1891 wurde ihre Tochter Leopoldine geboren.Etwa 1892 näherte sich Renner intensiver der Sozialdemokratie an. Aus dieser Zeit stammt auch dieser Auszug aus einem Polizeiüberwachungsprotokoll über ihn. Im Jahr 1895 gründete Renner zusammen mit Alois Rohrauer und anderen den Touristenverein „Die Naturfreunde“.Im Dezember 1895 trat er als Bibliothekar in das Archiv des Reichsrates ein und legte den üblichen Diensteid ab. Am 28.Feber 1897 heiratete Karl Renner auf Druck seiner Vorgesetzten („bei Staatsbeamten werden keine schlampigen Verhältnisse toleriert“) seine Louise.Renner schrieb damals schon zahlreiche Bücher, musste diese aber wegen seines Beamtenstatus unter Pseudonymen veröffentlichen.1907 kandidierte er erfolgreich als Reichstagsabgeordneter für den Bezirk Neunkirchen. 1910 kaufte er sich von seinen Buch-Honoraren eine Villa in Gloggnitz.1911 wurde Renner Verbandsobmann der österreichischen Konsumgenossen-schaften 1916 wurde er von der Regierung Körber als Direktor des staatlichen Ernährungsamtes berufen.1918 endete der 1.Weltkrieg – die Habsburger – Monarchie zerfiel nach 640 Jahren in Nationalstaaten und Kaiser Karl I. dankte ab. Karl Renner kommentierte diese einschneidenden Veränderungen so: „Wir sind über Nacht ein Volk ohne Staat geworden“.Am 21.Oktober 1918 konstituierte sich im Niederösterreichischen Landhaus in der Herrengasse die Provisorische Nationalversammlung Deutsch-Österreichs. Dr. Karl Renner wurde zunächst zum Leiter der Staatskanzlei und in der Folge zum Staatskanzler ernannt. In dieser schweren Zeit bewies Renner sein großes Engagement, Begeisterung und einen enormen Arbeitseinsatz.Trotzdem fand er sogar Zeit den Text der ersten Staatshymne zu verfassen. Die Musik dazu komponierte Wilhelm Kienzl (Komponist des „Evangelimann“).Aus den ersten Wahlen am 16.Feber 1919 gingen die Sozialdemokraten als stärkste Partei vor den Christlich-Sozialen und den Großdeutschen hervor. Renner bildete zusammen mit den Christlich-Sozialen unter Jodok Fink eine Koalitionsregierung. Innerhalb der Koalitionsparteien kam es aber bald zu gegnerischen Tendenzen und Streitereien. Anfang Mai 1919 wurde Renner zum Leiter der österreichischen Friedensdelegation in St. Germain bestellt. Die österreichische Delegation hatte bis Ende August nur zweimal die Möglichkeit überhaupt zu Gesprächen mit den Alliierten vorgelassen zu werden.Die Arbeitsbedingungen in St. Germain waren für die Delegation alles andere als gut. Wie in einer Depesche Renners zu sehen ist, musste die Delegation sich sogar Schreibpapier aus Wien nachsenden lassen.Das österreichische Parlament hat am 6.September 1919 die Bedingungen des Friedensvertrages unter Protest gebilligt. Am 10.September 1919 wurde der Vertrag von Renner vor Clemenceau unterzeichnet. Bereits im Juni 1920 brach die Koalition zwischen Sozialdemokraten und Christlich-Sozialen in Österreich auseinander.Im Burgenland und in Kärnten mussten Volksabstimmungen über die Zugehörigkeit zu Österreich abgehalten werden. Besonders in Kärnten engagierte sich Renner sehr stark bei Veranstaltungen.Im Oktober 1920 wurden bei Neuwahlen die Christlich-Sozialen stärkste Partei. Renner zog sich aus der vordersten Front der sozialdemokratischen Politiker zurück. Er arbeitete in Parlaments-Ausschüssen, hielt Vorträge und schrieb viele Bücher und Aufsätze. Intensiv widmete er sich wieder dem Genossenschaftswesen. Er war in dieser Zeit Präsident der Grosseinkaufsgesellschaft österreichischer Consumvereine (GÖC).
Geburtshaus in Untertannowitz
Gymnasium in Nikolsburg
Renner (ca. 1890)
Louise und Karl Renner
Bundeshymne von Kienzl und Renner
Kabinett Renner
Renner in St. Germain
Telegramm nach Wien
Karikatur zu den Verhandlungen(Der Neue Tag 1.8.1919)
Koalitionsprobleme(Wiener Stimmen 21.10.1919)
(Soweit nicht anders angegeben, stammen die Fotos/Kopien aus dem Renner-Archiv)